Poker Tells

Beim Pokern geht es nicht nur um die perfekten Karten. Das Verhalten der Spieler nimmt einen hohen Stellenwert ein und die Spieler versuchen ein möglichst gutes Pokerface aufzusetzen. Das ideale Pokerface strahlt keine Emotionen aus, damit der Gegenspieler daraus keine Rückschlüsse ziehen und das Spiel am Ende für sich entscheiden kann. Der Begriff Pokerface ist mittlerweile fest in der Gesellschaft verankert und kommt in vielen Situationen zum Einsatz, doch kaum ein Mensch beherrscht das perfekte Pokerface. Der Tell gilt als Gegenstück des Pokerface. Dabei verrät der Spieler durch Gesten oder Mimik etwas über ein Blatt.

Der Tell im Detail

Unter einem Tell versteht man beim Pokern jedes bewusst oder unbewusst geäußerte Signal eines Spielers. Dabei kann es sich um eine Geste oder einen bestimmten Blick handeln. Gestik, Setzverhalten, Sprache und Mimik verraten etwas über die Hand des Spielers und lassen Rückschlüsse zu. Unbewusste Tells sind Handlungen, die ein Spieler macht, wenn er sich nicht beobachtet fühlt oder die er instinktiv macht. Bewusste Tells sind absichtliche Handlungen des Spielers und können verschiedenen Zwecken dienen. Damit man die Tells wahrnehmen kann, muss man die Mitspieler mit Argusaugen beobachten und die gesehenen Dinge interpretieren.

Tells im echten Leben

Beim Live Poker sind Tells wesentlich leichter zu erkennen als Online. Der erste Eindruck und die Kleidung lassen teilweise schon Schlussfolgerungen zu. Schon beim Hinsetzen an den Tisch und dem Ordnen der Chips kann man erste wichtige Dinge beobachten. Ein Spieler, der seine Chips sehr sorgfältig sortiert, spielt in der Regel etwas verhaltener und mit weniger Einsätzen. Die Runde beginnt mit dem Austeilen der ersten beiden Karten an die Spieler. Falls ein Spieler nach dem Blick in die Karten nervös wird, hat er häufig ein sehr gutes Blatt. Hält der Spieler sich hingegen die Hand vor den Mund, versucht er wahrscheinlich etwas zu verstecken und hat vermutlich schwache Karten erhalten. Spieler mit Schwachen Karten haben oft Probleme den Gegnern in die Augen zu schauen oder Blicken sehr oft in die eigenen Karten. Falls ein Spieler mit viel Mühe ein Grinsen unterdrücken muss, lässt das auf ein gutes Blatt schließen. Zeigt der Spieler die Karten seinen Freunden, lässt dies ebenfalls auf ein gutes Blatt schließen, denn ein schlechtes würde wohl kaum jemand zum Angeben nutzen.

Der Call

Spieler mit guten Karten callen in der Regel relativ zügig, weil sie nicht lange überlegen müssen was sie tun. Gute Karten erkennt man auch an der Sitzposition des Spielers, denn ein Spieler mit guten Karten möchte gern den ganzen Tisch überblicken und setzt sich deshalb sehr aufrecht hin. Ein Spieler, der auf ein schnelles fortführen der Runde bedacht ist, möchte schnell mit seinen guten Karten Profit machen. Einen Bluff erkennt man manchmal daran, dass der Spieler sehr freundlich wird und seine Gegner in ein Gespräch verwickeln möchte, damit die Aufmerksamkeit von den Karten gelenkt wird. Sie versuchen ihrem Bluff gern Nachdruck zu verleihen und legen die Chips deshalb mit viel Wucht in die Mitte.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Die Stimme verändert während des Spiels ihren Klang, manche Menschen reden mehr und andere weniger. Eine starke Hand verändert den Redefluss meistens sehr stark. Ein sonst sehr redseliger Spieler versucht sich zu konzentrieren und wird plötzlich sehr ruhig. Ein sonst sehr ruhiger Spieler fängt plötzlich an zu reden und ist kaum noch zu bremsen. Das Wettverhalten ist ebenfalls eine sehr wichtige Komponente bei der Analyse der Tells. Unerfahrene Spieler setzen in der Regel entweder hohe oder niedrige Beträge und verraten damit ihre Hand. Manche Anfänge setzen nur, wenn die Karten wirklich fantastisch sind und verraten dies dadurch. Einige Spieler versuchen mit Absicht diese Emotionen zu verdecken und spielen ein Achselzucken, ein Seufzen oder einen traurigen Blick. Falls der Spieler ein schlechter Schauspieler ist, verrät er damit seine gute Hand.

Absichtliche Tells sorgen für Verwirrung

Spieler können falsche Signale aussenden und ihren Gegenspielern so einen Streich spielen. Ein Spieler mit fantastischen Karten kann absichtlich sehr lange überlegen, um seine guten Karten nicht zu verraten. Der Gegner setzt dann vielleicht weitere Chips, obwohl er nur mittelmäßige Karten bekommen hat. Jeder Spieler muss sich darüber im Klaren sein, dass alle möglichen Tells entweder gespielt oder echt sein können, deshalb muss man mit Schlussfolgerungen immer äußerst vorsichtig sein.

Beim Online Poker gibt es Tells

Viele unerfahrene Spieler gehen davon aus, dass es beim Online Poker keine Tells gibt und nutzen diese deshalb gar nicht. Die Bilder und Nicknamen der Gegner sind sofort sichtbar und lassen Rückschlüsse auf die Identität des Spielers zu. Ein Spieler, der sich selbst Machine oder Maschine nennt, könnte sehr kühl und berechnend sein. Spieler mit einem Hai oder einem anderen Raubtier als Profilbild sehen sich selbst als sehr starke Spieler an. Wer den Big Blind immer direkt setzt und sich die Karten nicht anschaut, hat wahrscheinlich keine Geduld und wird seine Chips schon nach kurzer Zeit verzockt haben. Auch beim online Poker gilt, dass Spieler mit einer guten Hand schnell setzen oder callen. Sie setzen einen Haken in das entsprechende Feld und callen so jegliche Einsätze. So handelt man nur, wenn man wirklich gute Karten hat. Wer lange wartet und dann viele Chips setzt, hat meistens auch ein starke Hand. Er versucht sie durch das lange warten zu verschleiern. Der Chat lässt ebenfalls ein paar interessante Dinge erkennen. Ein kommunikationsfreudiger Spieler, der plötzlich schweigt, hat meistens eine gute Hand. Die Spieler passen ihre Einsätze meistens an die Karten an und verraten sich dadurch im Vorfeld. Erfahrene Spieler täuschen jedoch gerne Tells vor. Sie setzen bei einem Bluff sehr schnell und lassen sich bei einer starken Hand sehr viel Zeit. Sie setzen immer nur kleine Teile, damit sie letztendlich mehr Profit nach den Runden machen können.

Erfahrene Spieler haben Tricks

Die meisten erfahrenen Spieler versuchen alle Tells zu vermeiden. Sie kleiden sich mit einem hohen Pulli oder einem Schal, damit die Halsschlagader bei Aufregung nicht zu sehen ist. Außerdem tragen sie gern eine Sonnenbrille, damit sie ungestört andere Akteure beobachten können. Sie hören Musik über Kopfhörer und flüchten so in ihre eigene Welt. Manche Spieler nennen laut ein paar Hände, die der Gegner möglicherweise haben könnte. Sie beobachten die Reaktion und können so möglicherweise die Hand des Gegners erraten.

Tells muss man üben

Übung macht den Meister, dass gilt auch für Tells. Nach einigen Pokerturnieren bekommt man ein Gespür für Tells und wird sensibler für die Signale. Es gibt verschiedene Bücher, in denen Tells beschrieben werden. Grundsätzlich muss man Theorie und Praxis aber verknüpfen, damit man die Tells erfolgreich anwenden und lesen kann.